11.05.2023

„Stop the bleed“ - ZNA organisiert Mini-Symposium

Ungestoppter Blutverlust führt innerhalb weniger Stunden zum Tod. Etwa 30 Prozent der Schwerverletzten sterben infolge einer Verblutung. Im Fachjargon sprechen Rettungsdienste, Notärzte und klinisches Personal von Polytraumata - Menschen, die gleich mehrere lebensbedrohliche Verletzungen infolge eines Unfalls erlitten haben. Umso wichtiger ist deswegen schnelles Handeln direkt am Unfallort. Wie genau Rettungsdienst und Notärzte hier vorgehen sollen und was beachtet werden muss, regelt die sogenannte S3-Leitlinie für Polytraumaversorgung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. „Für Laien ein sperriger Begriff, für uns als Ärzte aber enorm wichtig, damit jeder in solch einer Situation weiß, was er zu tun hat. Denn vor Ort funktioniert man einfach nur", so Jens Schlör, Oberarzt der Zentralen Notaufnahme am Klinikum Amberg.
Vor Ort bedeutet präklinische Versorgung, das, was mit dem Verletzten passiert bevor er ins Klinikum eingeliefert wird. Ein enorm wichtiger Zeitraum, denn hier erfolgt die so wichtige Erstversorgung und Ersteinschätzung. „Es geht besonders um die Schnittstelle präklinisch – innerklinisch, hier muss die Kommunikation funktionieren, um die Patienten im Klinikum bestmöglich versorgen zu können." Die Leitlinie S3 bildet dafür als Handlungsanweisung das Grundgerüst und wird in regelmäßigen Abständen überarbeitet. „Damit alle, die bei der Versorgung von Schwerverletzten auf dem neuesten Stand sind, haben wir zusammen mit dem BRK Kreisverband Amberg-Sulzbach ein Symposium organisiert bei dem wir alle Neuerungen anhand eines Fallbeispiels besprochen haben", so Martin Zahner, Oberarzt in der ZNA. 129 Teilnehmer aus der gesamten Oberpfalz waren hier vor Ort.
Das Fallbeispiel: Ein LKW-Fahrer ist infolge eines Unfalls schwer verletzt und eingeklemmt in seinem Fahrzeug. „Zunächst ist neben dem Eigenschutz erst einmal das Absichern der Unfallstelle das Wichtigste. Dann prüft man als Notarzt, ob der Verletzte ansprechbar ist und atmet oder ob es schwere Blutungen gibt, die gestillt werden müssen", erklärt Dr. Florian Sänger, Leitender Oberarzt der ZNA. Nach einem Vortrag von Gastredner Dominik Fischer von der DRF Luftrettung und in gemeinsamen Diskussionsrunden wurden die verschiedenen Szenarien durchgesprochen und damit auch was sich in der aktuellsten Fassung der Leitlinie geändert hat. „Konkret ging es um zwei wesentliche Punkte. „Stop the bleed" – wie versorge ich schwere arterielle Blutungen. Und zweitens die Entscheidung, muss der Patient in ein Traumazentrum mit Schockraum gebracht werden. Dann müssen die Notärzte bereits im Vorfeld an das Klinikum weitergeben, welches Verletzungsmuster vorliegt und welche Fachdisziplinen zur weiteren Versorgung im Klinikum nötig sind", so Dr. Barbara Väth, Oberärztin in der ZNA.
Kriterien Schritt für Schritt durchgehen und abarbeiten, richtig kommunizieren - wichtige Parameter bei der Versorgung von Schwerverletzten. Was für Laien eher nüchtern klingt, kann für Verletzte lebenswichtig sein.